Freitag, 11. November 2016

All my friends are glorious,

tonight we are victorius

Vor ein paar Monaten kam mein ältestes Töchterchen ganz aufgeregt in die Küche gestürmt: "Ich habe auf Tumblr gelesen, daß Panic at the Disco nach Köln kommen! Mamma!" Panik in einer Disco? Und das grosse E. will dahin? Mein kleiner Büchernerd? 
Also wurde Überzeugungsarbeit geleistet. Jedes Mal, wenn ich sie zum Volleyball fuhr, wurde ich mit "Death of a Bachelor" beschallt. (Glaubt mir, wenn man die CD nicht kennt und nicht die Kontrolle über den Laustärkeregler des Autoradios hat, erschickt man am Anfang von "Victorious" so heftig, daß man beinahe in den Zaun des Nachbarn fährt.) Aber nach ein paar Mal Hören gefiel mir die Musik, vor allem "Crazy equs Genius" fand ich super. Ich mußte allerdings googlen, daß ein arsonist ein Brandstifter ist und nicht das, was ich mir in meinem verdorbenen Hirn so gedacht hatte. Also bestellte ich Karten für das Kölner Konzert.
Gestern war dann der große Tag. Wir fuhren zum Palladium, fanden einen Parkplatz (sic!) und mischten uns unters Partyvolk. Ich war nicht die einzige ältere Dame unter vielen Teenies, wie ich zunächst geargwöhnt hatte. Da waren eine Amerikanerin meines Alters mit ihren drei Töchtern, die alle vier entschlossene Fans waren, oder eine Mutter mit ihrer Tochter, die offentsichtlich den Auftrag hatte, so viel wie möglich vom Konzert mit dem Handy zu filmen. Die Frau muss vorher ihren kompletten Speicher gelöscht haben; so weit kann die Liebe einer Mama gehen!
Die Vorband mühte sich redlich, wie Vorbands das so tun; anschliessend gab es eine ziemlich lange Umbaupause. Aber als Panic at the Disco anfingen, ging praktisch ab der ersten Sekunde die Post ab. Es war laut, es war frenetisch, es war toll! Die Fans der Band kannten jeden Liedtext, und sie schmetterten mit als ob ihr Leben davon abhinge. Es wurde wie wild getanzt! Wenn Brendon Urie, der übrigens eine beeindruckend klare und laute Stimme hat, einen seiner hohen Schreie von sich gab, fielen alle beinahe in Ohnmacht. Für mich war ein echtes Highlight das Cover von "Bohemian Rhapsody", das für den Film Suicide Squat entstanden ist, "Golden Days" und "This is Gospel", das ich vorher noch nicht kannte. Aber der absolute Kracher kam zum Schluss: Der letzte Song war "Glorious" und als der Refrain zum letzte Mal gespielt wurde, krachten rechts und links der Bühne zwei Konfettikanonen mit Goldglitzerkram. Das muß man erst mal in einem doch recht kleinen Saal wie dem Palladium raushauen.
Mein vollkommen euphorisches Kind kaufte noch ein Bandshirt, liess sich von mir nach Hause fahren und bekam nachts die Augen nicht zu. Sie trägt heute Augenringe wie ein Waschbär zum Panic at the Disco- Shirt. Aber egal! Wie sagte schon der grosse R.W. Fassbinder:"Schlafen kann ich, wenn ich tot bin."
Es war ein richtig cooler Abend mit meiner Fünfzehnjährigen; zum nächsten Konzert wird sie wohl ohne mich fahren. Dann muss ich eben alleine kreischen!


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