Freitag, 16. August 2019


Das Krebskissen



Ende Mai wurde bei meiner Mutter bei einer Routineuntersuchung ein kleiner Knoten in der rechten Brust gefunden. Sie bekam sofort einen Termin zur Biopsie, wo sich zweifelsfrei herausstellte, dass es sich um einen kleinen Krebstumor handelte.
Meine Mutter ist seit vier Jahren siebzig, eine aktive, sportliche und für ihr Alter sehr attraktive Frau. Seit der Scheidung von meinem Vater in den Neunzigern lebt sie allein. Sie ist also darauf eingerichtet, selbstständig und kontaktfreudig zu sein. Das ergibt sich so, wenn man in ihrem Alter nicht einsam nur von Katzen umgegeben herumvegitieren möchte. Aber mit dieser Diagnose kam sie nicht alleine zurecht. Wer tut das schon?
Der Operationstermin war schon zwei Wochen später. Ihre Ärztin im Krankenhaus sagte ihr bei der Vorbesprechung, der Tumor sei wirklich sehr klein, deswegen würde die OP kein Problem darstellen. Warscheinlich wäre danach keine Chemotherapie nötig, Bestrahlung müßte ausreichen. Entsprechend optimistisch packte meine Mutter ihre Tasche ud ließ sich von mir ins Krankenhaus fahren.
Direkt an ihrem ersten Tag, den sie mit allen möglichen Untersuchungen und dem Ausfüllen von zig Formularen verbrachte, tauchte eine Frau von einer Brustkrebsselbsthilfegruppe auf und brachte ihr ein handgenähtes herzförmiges Kissen. Das solle sie daran erinnern, dass sie nicht allein sei, und außerdem sei es als Nackenstütze und als Unterstützung für den Arm nach der OP geeignet. Danach kam noch der Typ vom psychosozialen Dienst, um sich vorzustellen.
Als meine Mutter das Krebskissen entgegen nahm, ahnte sie, dass sie eine neue Welt betreten hatte, nämlich die der Krebspatienten. Vorher war sie jemand, dem eine Operation bevorstand, jetzt hatte sie Krebs. Sie könnte tatsächlich daran sterben. Das war ein ziemlicher Schock. Und eigentlich fing damit alles richtig an.
Die Operation verlief zunächst gut, aber am nächsten Tag hatte sich in der Wunde Blut angesammelt. Meine Mutter kippte auf der Toilette um und schlug sich am Waschbecken ein blaues Auge. Sie mußte erneut operiert werden, danach ging es besser. Der Tumor und ein Teil des Lymphdrüsengewebes waren entfernt, allerdings hatte sie ständig viel zu hohen Blutdruck, weswegen sie länger bleiben mußte. Erst nach einem Herzecho konnte sie nach Hause. Allerdings durfte sie praktisch nichts. Sie konnte nicht autofahren, sie durfte nichts Schweres heben, sie durfte sich nur daheim langweilen. Wir tauschten eine Menge DVDs aus (wir teilen die Vorliebe für Filmklassiker aus den Fünfzigern und Sechzigern).
Eine Woche später war der Nachsorgetermin im Krankenhaus. Die Ergebnisse der Gewebeuntersuchung waren nicht so gut, wie gedacht. Der Tumor war doch etwas größer gewesen, und das umgebende Gewebe sah auch nicht optimal aus. Die Ärztin schlug meiner Mutter einen Test vor, der von einem Labor in Trier durchgeführt wird. Sinn der Sache ist es, zu überprüfen, ob eine Chemotherapie wirklich nötig ist. Da dieser Test noch relativ neu ist, kann es sein, dass die Krankenkasse die Kosten zunächst einmal ablehnt. Deswegen überträgt man das Widerspruchsrecht auf das Trierer Labor, die sich dann mit der Kasse auseinandersetzen. Vernünftigerweise gab meine Mutter die Erlaubnis zu diesem Test. Jetzt hieß es wieder warten.
Wieder eine Woche später waren die Testergebnisse da. Als wir in das Sprechzimmer der behandelnden Ärztin kamen, konnte ich es an ihrem Gesicht schon sehen (Pokerspielerin sollte sie besser nicht werden): Meine Mutter muss eine Chemotherapie machen. Das dauert ein halbes Jahr, dann kommt die Bestrahlung, und danach wird sie Hormone nehmen müssen.
Für meine Mutter ist damit der blanke Horror eingetreten. Sie wird lange krank sein, sie muss ihr Leben verändern, sie wird ihren Freunden endlich erzählen müssen, was sie hat. Sie wird ihre Haare verlieren. Es kommt jetzt darauf an, dass sie eine Einstellung zum Krebs entwickelt, damit sie ihre Behandlung annehmen kann. Denn Krebs ist eben nicht einfach eine Krankheit wie andere.

Das hatte ihr das Krebskissen schon am ersten Tag gesagt.

Montag, 12. August 2019


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August 2019

 


Also, was ich heute so gemacht habe:

1) Weil die Wettervorhersage für vormittags prima Sonnenschein und nachmittags Schauer vorausgesagt hat, bin ich in aller Herrgottsfrühe hinaus und habe Wäsche aufgehängt, damit ich mittags das Zeug trocken habe.

2) Der Hund verliert zur Zeit Unterwolle in einer Menge, die man sich nicht vorstellen kann. Ich glaube, das wird im Alter irgendwie mehr. Jedenfalls habe ich heute morgen kräftig an ihr herumgebürstet.

3) Am Wochenende fahren wir in den Urlaub nach Rügen, und ich freue mich wie ein Schnitzel darauf. Ich bin spontan auf die Idee gekommen, ein Bändchen aus einem der früheren Urlaube hervor zu kramen und mir um das Fußgelenk zu binden. 
Super, ich bin jetzt ein Surferbabe!

4) Während der Arbeit wie immer in Baugruben geguckt: manchmal glaube ich, ich wäre auch eine erstklassige Bestatterin geworden.




5) Bei uns in NRW sind noch Schulferien. Kind 2 gibt Tennistraining bei einem Kindercamp, um sich ein bisschen Geld zu verdienen, was dazu führt, dass im Flur überall Tenniskram herumliegt.

6) Mit dem Hund in den Wald fahren und vorher am Altglascontainer vorbei.

7) Beim Wäschesortieren die letzte Folge der 3. Staffel von Stranger Things gesehen. Besser als die zweite, aber keine ist besser als die erste!

8) Der Wettertyp vom ZDF- Morgenmagazin ist ein absoluter Nichtskönner! Die Aktion von heute morgen wegen der Wäsche war umsonst, es regnet einfach nicht!




 9) Als ich mit dem Hund unterwegs war, hörte man überall die Sirenen der Feuerwehr. Irgendetwas Schlimmes war auf der A 3 passiert. Bei solchen Ereignissen zähle ich immer meine Familienmitglieder durch: hoffentlich ist niemand auf der Autobahn unterwegs...

10) Seit zwei Monaten suche ich den zweiten Stecker der Papierschiffchenohrringe aus Jever. Heute tauchte er plötzlich wieder auf: Heureka!

11) 2019 ist ein Tomatenjahr, da gibt es keinen Zweifel. Wir essen praktisch pausenlos Tomaten vom Strauch.

12) Ich bin so müde, ich könnte auf dem Sofa einschlafen!