Sonntag, 29. Juni 2025

Farbe am Südpark

Seit ich in Düsseldorf arbeite, sehe ich morgens an der Straßenbahnhaltestelle Südpark eigentlich immer die gleichen Leute. Da gibt es die ziegige Rothaarige, die immer stur geradeaus sieht, der Typ mit den Arbeitshosen, der Langzeitstudent, der seine Vans so dermaßen ablatscht, dass sie beinahe keine Sohle mehr haben, und so weiter und so fort.

Am liebsten habe ich aber diese Frau:

 

Jeden Tag trägt sie farblich perfekt aufeinander abgestimmte Kleidung, roten Lippenstift, High Heels und immer diese riesige blaue Handtasche. Sie ist sehr klein und dünn, die Schuhe sind meistens etwas zu gross. Die Kleidung ist nicht unbedingt von guter Qualitär, aber sie hat so viele verschiedene Kleidungsstücke in den leuchtendsten Farben, dass ich mir sicher bin: sie muss den größten Kleiderschrank Düsseldorfs haben.

Obwohl sie alles andere als schön ist, sticht sie Jede und Jeden an der Haltstelle Südpark aus. Ich mag es, wie durchdacht ihre Outfits immer sind. An jedem Tag sich selbst neu zu erfinden, sich aber dabei trotzdem immer treu bleiben, und aus jedem Morgen ein für sich ein Modefest zu machen, das ist toll. 

Kann man sich als Vorbild nehmen, finde ich!,


 

Sonntag, 8. Juni 2025

 Da bin ich wieder!

 

Mein letzter Post ist, wie ich zu meiner Schande feststellen musste, tatsächlich aus dem Jahr 2020. Danach habe ich nur noch auf Instagram laut gegeben, weil es einfacher war und so  kunterbunt und überhaupt... na ja!

Nicht, dass ich da nicht schöne Sachen gemacht hätte wie z.B. das #SketchABC2024 von @derherrlehrer und @c_freimann, und ich habe auch jede Menge toller Seiten gefunden, die mich wirklich inspiriert haben, gerade was das Zeichnen angeht: doch im letzten halben Jahr hat Freund Zuckerberg wieder am Algorhythmus herumgepfuscht. Seitdem sieht man viel mehr Werbung, und die Seiten kleiner User werden seltener angezeigt. Man muss mehr Zeit investieren, um seine Leute zu finden, und dafür kriegt man noch mehr Werbung zu sehen, damit der gute Mark sich vielleicht auch irgendwann eine Weltraummission für seine Lieben leisten kann. Manche kriegen eben den Hals nicht voll.

Außerdem hat mir da immer das Schreiben gefehlt. Die Untertitel zu den Fotos auf dem Handy zu tippen gehört zusammen mit dem Erfinden von Hashtags zu den wirklich nervtötenden Dingen, die ich nie gerne gemacht habe. Also habe ich mich entschlossen, meinen schönen alten Blog zu reaktivieren.

Gestern habe ich mir meine alten Posts angesehen. Ich habe wirklich viel über mich und mein Umfeld geschrieben, und offensichtlich bin ich nicht interessant genug, dass mir das je geschadet hätte, shitstormmäßig und so. Das macht doch Hoffnung.

Um diejenigen, die sich meine Beiträge früher angesehen haben, mal auf den neuesten Stand zu bringen, fasse ich die letzten viereinhalb Jahre mal kurz zusammen:

Nähen/ Stricken: Mache ich kaum noch. Ich habe da so einen grünen Schal, an dem stricke ich seit beinahe zwei Jahren, vermutlich wird er noch später fertig als die Sanierung der Deutzer Brücke, und das will etwas heißen. Zwei Patchworkdecken (ich würde das jetzt nicht großspurig Quilts nennen) habe ich aus Stoffresten produziert, die letzte während meines vorletzten Urlaubs. Ich finde, diese Decken strahlen so etwas Tröstliches aus, und die Stoffrestehalde im Keller baue ich auf diese Weise auch ab.

 

Fotografie: Kurz nachdem ich wieder in Vollzeit gearbeitet habe, konnte ich mir eine wunderbare Digitalkamera leisten, die ich schon immer haben wollte, und nachdem ich sie gekauft hatte, habe ich praktisch mit dem Fotografieren aufgehört. 

Zeichnen: Das hat sich sehr positiv entwickelt. Ich fülle Skizzenbuch um Skizzenbuch mit meinen Beobachtungen, und so langsam gefallen mir die Sachen auch selbst. Mittlerweile traue ich mich auch, die Zeichnerei beruflich zu nutzen, das habe ich vorher fast nie gemacht. Hat was damit zu tun, dass meine Eltern immer von brotloser Kunst geredet haben und ich demzufolge fest überzeugt war, ziemlich talentlos zu sein.

 

Beruf: Im Jahr 2019 habe ich eine Stelle als Architektin bei der Berufsfeuerwehr Köln angetreten. Ich bin da so ein bißchen naiv rangegangen ("Ich werd' eben ab und an eine Dusche sanieren."), es hat sich aber herausgestellt, dass viel mehr dahinter steckte. Bereits einen Monat nach Dienstantritt war ich mitten in der Planung um ein Covid- Behandlungszentrum in der Messe Köln, das gottseidank nie gebaut werden musste, und so ging es Schlag auf Schlag weiter. Leider war dieser ständige Rummel aber so anstrengend, dass ich immer häufiger mit Streßsymptomen krank wurde. Also habe ich Ende 2024 zur Feuerwehr nach Düsseldorf gewechselt, wo ich jetzt die Bauherrenvertretung bei Neubauprojekten mache, was ziemlich interessant ist (und nicht so nervenaufreibend, zumindest bis jetzt).

Familie: Meine Mutter hat den Krebs mit einem Alphawurf auf den Rücken geworfen, es geht ihr heute wieder gut. Sie wird in diesem Jahr 80 und hadert sehr damit, weil sie nun beim besten Willen nicht mehr als "junge Dame" durchgeht. Die Mädels haben beide ein Studium angefangen. Die Ältere hat sich während der Corona- Zeit durch die Tücken eines Studiums aus der Ferne gekämpft, was sie wirklich sehr stark belastet hat. Seit diesem Monat ist sie Bachelor of Arts, das betont sie gerade immer wieder gerne. Der nächste Schritt wird vielleicht der Master in Archäologie sein, wir werden sehen. Die Jüngere ist ausgezogen, um Architektur zu studieren. Warum sie dieses Studium gewählt hat, will mir bis heute nicht in den Kopf: ich habe ihr jedenfalls nicht dazu geraten. Sie möchte im nächsten Semester den Bachelor of Science angehen. Der GöGa buddelt immer noch in den Straßen der näheren Umgebung herum, da ist wenigstens alles beim Alten geblieben. 

Hund: Das ist jetzt das traurige Kapitel. Rosi musste Ende Oktober 2022 aus Altersgründen eingeschläfert werden, es wurde einfach Zeit. Ich bin bei ihr geblieben und habe geweint wie seit Kindertagen nicht mehr. Nach einer gewissen Karenzzeit haben wir es dann ohne Hund nicht mehr ausgehalten, es war einfach zu kalt in der Wohnung. Am 23. Dezember 2022 zog bei uns ein Tibetterrierwelpe namens Kirsei-Kra Namaratna ein, den wir aus verständlichen Gründen umbenennen mussten. Frida, wie sie jetzt hieß, hielt uns von Anfang an auf Trab. Sie war wild, fröhlich, störrisch, übergriffig, liebevoll und einfach nur ein toller kleiner Hund mit einem fürchterlichen Fell, das permanent verfilzte und ihr in den Augen hing. Vor ca. einem Monat begann sie, ihr Fressen zu verweigern. Es stellte sich heraus, dass ihre Leber volkommen zerstört war. Wir liessen sie sehr schweren Herzens gehen. Wir möchten wieder einen Hund bei uns haben, müssen uns aber noch etwas von dem Schock erholen, so einen jungen Hund viel zu früh verloren zu haben.

Tja, das war jetzt das Update. Vielleicht hat der eine oder andere Lust auf mehr, mal sehen, wie sich das so entwickelt.