Mittwoch, 27. Juni 2018

Bruder Klaus und die Maare


Am letzten Wochenende war meine ganze Familie mit Tennis und seinen Nachwirkungen beschäftigt, also packte ich mir meinen Hund in den VW- Bus und machte mich auf den Weg in die Eifel. Das Wetter war trocken, aber nicht zu warm, geradezu ideal für eine nette Wanderung. Meine erste Station waren die Maare bei Gemünd. Wer davon noch nie gehört hat: die Eifel ist vulkanischen Ursprungs, sie gehört heute noch zu den erdbebengefährdeten Regionen in Europa. Die Maare sind Naturseen in den Kratern der erloschenen Vulkane. Sie sind z.T. bis zu achzig Metern tief, deshalb ist das Wasser auch dermaßen kalt, dass nur abgehärtete Wikingernachfahren darin schwimmen gehen. 


So wie die beiden oben. Am Gemündener Maar, das mit seinen siebenunddreißig Metern richtiggehend flach ist, gibt es ein kleines Freibad. Die beiden Frauen allerdings sind genau auf anderen Seite ins Wasser gegangen, diese Revoluzzerinnen! Die versammelte Touristenmeute war not amused. Wer da nicht alles zum engagierten Naturschützer wurde, nur weil er die beiden beim Überteten eines Verbotes erwischt hat, das hat mich schon ziemlich irritiert.



Zum Wandern war das toll hier. Es ging durch Wald und über Felder, ich bin z.B. zu meinem Erstaunen am Skilift des Skiclubs Daun vorbeigekommen. Mir war allerdings nicht klar, dass die Maare auf unterschiedlichen Höheneben liegen, Krater nebeneinanderliegender Vulkane eben. Um von einem zum anderen zu wandern, muss man gehörig klettern, was mein Hund und ich ziemlich schweißtreibend fanden. Da ich mich inmitten einer Ziegenherde (keine rühmliche Geschichte, daher erzähle ich sie auch nicht) nach allen Regeln der Kunst auf die Klappe gelegt hatte, war ich froh, als ich wieder zum Auto zurückgehumpelt war. 
Nach einem kurzen Mittagspäuschen machte ich mich auf den Weg nach Mechernich. Der Ort ist wahrscheinlich bekannter durch die Burg Satzvey und die dort stattfindenden Ritterspiele, ich wollte aber zu einem kleinen architektonischen Wunder in den Feldern von Wachendorf.
Vor ein paar Jahren baute der wirklich weltberühmte Architekt Peter Zumthor für das Erzbistum Köln das Diözesanmuseum um. Etwa in dieser Zeit wollte die in Mechernich ansässige Familie Scheidtweiler aus persönlichen Gründen für den Heiligen Nikolaus von Flüe (auch Bruder Klaus) eine Kapelle errichten lassen. Wie auch immer der Kontakt zustande kam und warum Zumthor den Auftrag annahm, auf jeden Fall entwarf er ein wunderbares, außergewöhnliches Gebäude, das mit Hilfe von ortsansässigen Handwerker realisiert werden konnte.


Die Konstruktion ist so einfach wie genial. Zuerst errichtete man aus 102 Fichtenstämmen eine Art Zelt als Innenraum, dann wurde die Hülle aus Stampfbeton außen herum hergestellt. Die Fichtenstämme und die Betonschalung waren durch Stahlrohre miteinander verbunden. Nachdem der Beton abgebunden hatte, zündete man die Holzstämme im Inneren wie bei einem Köhlerfeuer an, um sie drei Wochen durchglühen zu lassen. Danach ließen sie sich leicht vom Beton trennen. Die dadurch entstandene Struktur des Innenraumes sieht man bei dem Foto oben. Die Stahlrohre, die von außen nach innen durchgehen, wurden durch kugelrunde Glaspfropfen verschlossen. das wirkt wie unter dem Himmelszelt! Ich habe im Innenraum keine Bilder gemacht, denn schließlich ist die Kapelle eine Andachtsort, das sollte man respektieren.



Also Fremder, der du in die Eifel kommst: hier gibt es viel mehr zu sehen als den alles beherrschenden Nürburgring!

Bruder Klaus Kapelle
Iversheimer Strasse, 53894 Mechernich

Maarstraße, 54550 Daun- Gemünden




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