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Montag, 1. September 2025

Allgäubilderbuch

Oberstdorf, 23.08.- 29.08.2025
 
Radeln

Radeln kann man in und um Oberstdorf ganz hervorragend. Die Wanderwege im Tal sind gleichzeitig Radwege, so dass man nur ganz selten mit Autofahrern in Konflikt kommt. Mit E-Bike und Packtaschen für den Einkauf haben wir mehrere Tage problemlos unser Auto stehen lassen können. Sportlichere kommen mit Gravel Bikes oder Mountain Bikes auf ihre Kosten, wobei man allerdings sagen muss, dass die Gemeinde Oberstdorf dem Naturschutz den Vorzug vor spektakulären Downhill- Strecken gibt. Gelegentlich kreuzen sich Wander- und Radwege mit der ca. 7 km langen Rollerbahn für Fahrer von Inlineskates, Cross-Rollern und Skirollern (so ähnlich wie Skilanglaufen, nur eben mit Rollen). Dabei ist zu beachten, dass die Rollerbahn Vorfahrt hat, was auch richtig so ist, denn die Skiroller sind richtig schnell und haben einen sehr langen Bremsweg.

 
Wandern 

Auch das geht hier ganz wunderbar. Vom leichten Weg, den man mit Kinderwagen oder Rollstuhl bewältigen kann, bis zum Klettersteig gibt es eigentlich alles. Die meisten Wege sind gut befestigt und so ausgeschildert, dass man sich einfach zurechtfinden kann. Die Zeitangaben auf den Schildern sind einigermaßen realistisch. Im Sommer sind die Fellhornbahn und die Nebelhornbahn in Betrieb, so dass auch Ungeübte die Gipfelhöhen geniessen können. Das Nebelhorn ist 2224 m, das Fellhorn 2038 m hoch, sie gehören also nicht zu den höchsten Bergen der Alpen. Wir sind am ersten Tag auf dem Nebelhorn gewesen: die eigentliche Herausforderung für mich war es, Panikattacken in der Gondelbahn zu unterdrücken (ich hab‘s nicht so mit der Höhe).

Wenn deutsche Urlauber Aktivitäten angehen, dann sind sie auf jeden Fall gut ausgerüstet. Auch wenn man eher einen längeren Spaziergang macht als eine mehrtägige Wanderung im hochalpinen Bereich, das Outfit ist in der Regel für jede erdenkliche Naturkatastrophe geeignet. Vom Nebelhorn starten die Paraglider in Tal, was ich ebenfalls niemals tun würde. 

Kultur

Kultur gibt es natürlich, aber deswegen fährt man nicht nach Oberstdorf und Umgebung. In Oberstdorf finden sich drei nebeneinander liegende Wallfahrtskapellen: die Appachkapelle von 1493, die Kapelle Maria Loretto von 1657 und die Josephskapelle 1671. Alle drei sind ganz wundervoll ausgestattet und wirklich sehenswert. Besonders anrührend ist die Mischung aus sakraler Kunst und regionalem Bezug, die in den Votivbildern zum Ausdruck kommt. 

Möchte man noch mehr sehen, lohnt sich auf jeden Fall ein Besuch in Kempten. Außerhalb des Zentrums befindet sich der archäologische Park Cambodunum. Das ist der Name der römischen Ursprungssiedlung, aus der Kempten hervorgegangen ist. Eine Besonderheit ist der gallo-römische Umgangstempel, der sich hier erhalten hat. 

In der Altstadt von Kempten kann man die Residenz und die Basilika St. Lorenz bewundern. Die Residenz war die erste barocke Klosteranlage, die nach dem Dreißigjährigen Krieg gebaut wurde, heute sind die Prunkräume ein Genuss für Menschen mit Freude an Vergoldungen. Die Basilika wird als Pfarrkirche genutzt, auch sie ist wirklich sehr schön anzusehen.

Viehzeug

Kühe könnten hier als Wahrzeichen gelten. Auf den Almen haben im Sommer Kühe das beste aller möglichen Tierleben, sie müssen dafür lediglich Milch abgeben, aus dem verschiedene sehr leckere Käse hergestellt werden. 

Auf dem Fellhorn zum Beispiel hat sich aus einer Sennhütte eine florierende Bergwirtschaft entwickelt, wo man sich im Rahmen seiner Wanderungen mit Produkten aus Eigenherstellung stärken kann. Der Sound der Berge ist ohnehin das Kluhglockengebimmel. In Oberstdorf habe ich nur eine Kuhherde gesehen, die keine Glocken um den Hals, sondern GPS- Tracker an einem Vorderlauf hatten: was für ein Frevel.


 

Kulinarik

Neben dem vielfältigen Käseangebot gibt es natürlich überall Metzgereien mit Heißer Theke, der traditionellen Bezugsquelle für Leberkässemmeln. Für Selbstversorger bekommt man regionales Gemüse im Supermarkt in hervorragender Qualität. 


Bei unserem Besuch in Kempten war Wochenmarkt vor der Residenz: was es da an Obst und Gemüse bekam, trieb uns die Tränen in die Augen! Der Markt war sehr gut besucht, es herrschte eine entspannte Ferienstimmung im Sonnenschein. Viele junge Eltern genossen zum Beispiel ein Picknick auf der Wiese vor der Residenz mit musikalischer Untermalung durch ein Straßenmusikerpaar.

Auch in den vielen Cafés und kleinen Läden in der Altstadt war eine Menge los. Eine beliebte Besonderheit im Allgäu sind Imbisswagen mit Kässpatzn To Go, die in unterschiedlichen Variationen in Pappbechern verkauft werden. In den Wagen haben alle, die dort arbeiten, überall Käsefäden, sie sehen ein bisschen aus wie die Teilnehmer der Fondue- Orgie in „Asterix bei den Schweizern“. 

 

Sofasport

Oberstdorf ist weltweit bekannt als einer der Austragungsorte der Vier-Schanzen-Tournee. Im Sommer finden hier auf den Schanzen unter dem Nebelhorn Sommerspringen statt, die Rollerbahn wird für eine sommerliche Variante des Skilanglaufs benutzt. Ein echte Attraktion die die Heini- Klopfer- Skiflugschanze, die man auch besichtigen kann. Steht man davor, wird einem erst so richtig bewusst, wie wahnsinnig die Sportler tatsächlich sind, die dort herunterspringen. Geplant wurde die Schanze durch Heini Klopfer, der nicht nur selbst Skispringer, sondern auch Architekt war. Ihm gelang 1950 ein Sprung von 107 m, als er die neue Schanze vor ihrer Eröffnung testen wollte. Der aktuelle Schanzenrekord wird von Domen Prevc seit 2022 gehalten: er flog 242,50 m weit. 


 

Undsonstnochso...

Nette Restaurants,

zwei Freibäder (Freibergsee und das Moorschwimmbad),

Outdoorläden an jeder Straßenecke, 

Kurkonzerte (wenn man so etwas mag) 

und sehr nette Menschen.

 



Sonntag, 22. September 2019

 

Heute:

Samstag in Düsseldorf

 


Das Weibsvolk brauchte neue Outfits, also war ich nach ewigen Zeiten noch einmal an einem Samstagnachmittag in Düsseldorf. Was es da wieder nicht alles zu sehen gab!

1) Es gibt immer noch Touristen aus Japan, die sich nicht auskennen, dabei sollte man doch meinen, alle Japaner seien schon irgendwann einmal in Düsseldorf gewesen.
2) E- Scooter liegen eigentlich mehr herum, als sie gefahren werden. Es war allerdings auch so voll, dass man mit so einem Ding ohnehin nirgendwo durchgekommen wäre. Aus irgendeinem nicht nachvollziehbaren Grund war der Rheinufertunnel gesperrt, so dass der gesamte Autoverkehr sich durch die City quälte.
3) Mir gefällt die neue Herbstmode, so mittellange weite Röcke und Blümchenkleidchen, alles ein bißchen nostalgisch. Ich habe mit einer Rüschenkragenbluse geliebäugelt, damit hätte ich ausgesehen wie Fräulein Rottenmaier.
4) Ich bewundere die Hunde von Obdachlosen, die haben wirklich Nerven wie Drahtseile.
5) Da war ein Mann, der wirklich und ungelogen aussah wie ein Alien (s. auch Men in Black!). Die Textzeile ist übrigens von Throwthatbeatinthegarbagecan - kennt die noch einer?

Ich sollte mich am Wochenende wieder häufiger ins Getümmel stürzen.

Montag, 20. Mai 2019


Heinz und Hannelore

(Mobbing am Niederrhein) 



Diese beiden Fensterguckerinnen habe ich beobachtet, als ich in Dormagen- Zons auf einer Bank saß und ein Eis aß. Ich fand sie unglaublich lakonisch und richtig boshaft-also total lustig! Was Heinz und Hannelore eigentlich verbrochen haben, das fand ich leider nicht heraus.

 




Freitag, 5. April 2019

 

Kunst bewegt die Menschen

(Im Park der Zeche Zollverein)


"Is' das für was gut, oder is' das Kunst?"
"Siehste doch, das is' Kunst."
"Also Verschwendung von Steuergeldern!"

Dienstag, 19. März 2019

 

 

Frau Müller und der Datenschutz

 


Weil ich bei der Bank eine Sache zu erledigen habe, die ziemlich viel Warterei mit sich bringt, habe ich das Vergnügen, die täglichen Vorgänge in der Schalterhalle zu verfolgen.

Eine winzige alte Dame mit Rollator bringt ihre gesammelten Rechnungen mit, weil sie mit dem Überweisen nicht zurecht kommt, sie sieht halt nicht mehr so gut. Die Bankangestellte füllt geduldig alle ihre Überweisungen aus und gibt ihr auch die Rechnungen zurück, die eigentlich abgebucht werden. Weil die alte Dame extrem schwerhörig ist, weiß jetzt die ganze Bank, dass die Johanniter einen Dauerauftrag bei ihr haben.

Ein koreanisches Ehepaar will Geld abholen, sie sprechen aber nicht genug Deutsch oder Englisch, um sich verständlich zu machen. Deswegen bekommen sie statt 1300 nur 130 Euro, was ihnen aber erst klar wird, als sie die Bank verlassen. Also kommen sie wieder zurück und stellen sich dem Abenteuer Bankschalter zum zweiten Mal.

Der Schlüssel zu unserem Schließfach bleibt verschwunden, mittlerweile suchen zwei Leute an verschiedenen Stellen in der Bank danach. Dafür muß ich eine neue Datenschutzerklärung unterschreiben, wenn ich schon mal da bin.
 
Eine Rumänin läßt sich Überweisungsformulare drucken, nimmt die auch mit, läßt aber ihre Bankkarte liegen. Die Bankangestellte sprintet hinter ihr her wie Usain Bolt, um ihr die Karte zurückzugeben.

Eine weitere alte Dame stellt sich an. Sie möchte Geld abheben, dafür braucht man seit neuestem den Personalausweis. Sie hat den Ausweis natürlich nicht dabei, aber sie sieht sich um und deutet auf zwei Frauen hinter dem Schalter. "Die Dame da, die kennt mich; und die hinten am Schreibtisch auch", sagt sie. Die beiden Kundenbetreuerinnen sehen auf und sagen im Chor: "Das ist okay, das ist die Frau Müller!", und so bekommt Frau Müller doch noch ihr Geld.

So läuft das hier also mit dem Datenschutz, denke ich.

Eigentlich ist das ganz gut so, denn mal ganz ehrlich: wenn auch nur eine der Bankerinnen auf ihren Vorschriften beharrt  hätte, wären ihre Kunden vollkommen hilflos gewesen. Das ist doch das, was wir in der internetbestimmten, globalisierten Welt so vermissen. Wir wünschen uns, dass jemand uns hilft, auf uns achtet, sich um uns kümmert. 

In einer kleinstädtischen Bankfiliale geht das immer noch.


 




Sonntag, 17. Februar 2019

 

Urbansketching

Wie man es bei der Stadtgestaltung so richtig vermasseln kann

 




Bei uns im Städtchen war es gestern zum ersten Mal so warm, dass ich mich an eine Strassenecke setzen und mich dem Freiluftzeichnen widmen konnte. Das hier ist sozusagen der Eingang zur Fußgängerzone. Die beiden Fachwerkhäuser sind die letzten Überlebenden unseres alten Stadtkerns. In dem größeren befindet sich ein Irish Pub, und in dem kleineren ist ein Weinladen. Ich kann mich noch erinnern, dass von diesen Häusern einige mehr hier gestanden haben. In einem davon gab es eine Lottoannahmestelle, in der jede Menge alter Männer herumhingen, rauchten und haltlose Gerüchte in die Welt setzten: deswegen nannte man das Kiosk auch die "Lügenzentrale". Vor den Häusern lief ein Bach, der heute verrohrt ist. Mir ist beim Zeichnen vor allem aufgefallen, dass auf der Strasse wahnsinnig viel herumsteht: Laternen, Schilder, Schaukästen, Betonpoller und seit neuesten diese riesigen Pflanztröge, die wegen der Terrorgefahr die Zufahrt zur Fußgängerzone blockieren sollen. Wenn man das ganze Ensemble geschützt hätte, könnten wir jetzt mit einem historischen Ortskern angeben, so haben wir nur jede Menge Kram hingewürfelt. Schade!
 

Donnerstag, 17. Januar 2019

 

Was nicht passt, wird passend gemacht!

 


Ich liebe Baumärkte! Nicht nur weil es da praktisch alles gibt, was man braucht und auch alles, was man nicht braucht, sie sind auch ein Premium- Ort für Sozialstudien. Wenn mein Mann etwas aus dem Baumarkt braucht, sitze ich in Windeseile neben ihm im Auto. Im Markt lasse ich ihn am Schraubenregal herumsuchen (das tut er nämlich total gern) und gehe auf Streifzug. Bei vielen Sachen habe ich nicht die geringste Ahnung, wozu man sie braucht, aber es macht Spass, sich vorzustellen, was man daraus machen könnte.

Naja, und die Kunden im Baumarkt! Traumhaft! Ein wahres Kaleidoskop!

Und die Krönung des Ganzen: der Parkplatz! Wie da alles Mögliche in viel zu kleine Fahrzeuge geschoben und gequetscht wird, das ist fast so gut wie früher vor dem schwedischen Möbelhaus. Eigentlich sollte die Polizei einfach vor der Einfahrt warten: vom Erlös der Protokolle, die sie verteilen würden, könnte man alle Zellengitterstäbe in NRW vergolden lassen.

Der Herr hier hat tatsächlich ein Bündel Dachlatten in einem Fiat 500 transportiert, und zwar so, dass die Dinger schräg nach vorne aus dem Beifahrerfenster ragten. Das hatte etwas von einem ritterlichen Tjost. Klugerweise ist er sehr schnell von der Hauptstrasse in den Seitenstrassen verschwunden.

 

Donnerstag, 26. Juli 2018

 

Hot Town, Summer In The City

Urbansketching unter extremsten Bedingungen

 


Bei uns im Rheinland ist es zur Zeit 37° C heiss, das sind wir nicht gewöhnt. Man kann reden, mit wem man will, alle jammern und stöhnen. So richtig Lust, mich irgendwo hin zu setzen und was Nettes zu zeichnen, habe ich eigentlich nicht. Man klebt am Papier fest, der Hintern verbrennt auf den meisten Untergründen und im Schatten drängen sich die Leute schlimmer als im Freibad. Also sind wieder Gedächtnisleistungen gefragt.
Das hier ist für mich das Lustigste, was ich in diesem Jahr gesehen habe. Vor dem hiesigen Barber Shop warteten heute morgen um 10 vor 9 Uhr jede Menge bärtiger Männer, um sich den Gesichtspullover scheren zu lassen. Bei dieser Hitze ist es vorbei mit der Hipster- Attitüde, da geht's ums Überleben!

Sonntag, 13. Mai 2018

Urbansketching:

Der Blaumann

 


Dieser etwa sechzigjährige Mann arbeitet beim Metallbau nebenan. Er hat immer eine dieser weichgewaschenen mittelblauen Arbeitslatzhosen an, die an den Beinen zu kurz sind, weil der Bauch sie nach oben zieht. Dazu saubere, gebügelte Karohemden - im Sommer kurzärmelig- und knöchelhohe Arbeitsschuhe: fertig ist das tägliche Outfit. So jemanden gibt es in jedem Betrieb mit eigener Produktion, glaube ich. Wenn sie bei der Weihnachtsfeier etwas anderes tragen, erkennt man sie beinahe nicht.


Donnerstag, 22. März 2018

 

Urbansketching

Der Bus kommt nicht

 

Gestern, passend zu kaltem Mistwetter, streikte hier bei uns in der Gegend der ÖPNV. In Düsseldorf, Monheim und Langenfeld hingen an den Bushaltestellen Hinweise drauf, in Solingen streikte auch leider der, der die Hinweiszettel aufhängen sollte. So konnte man den ganzen Tag Leute an Haltestellen herumstehen sehen, die vergeblich auf den Bus warteten: die alte Dame, die zum Einkaufen wollte, der junge Mann auf dem Weg zum Arzt, der kleine BHC- Fan mit den knallroten Ohren (wobei ich mich frage, wer dem erlaubt hat, ohne Jacke aus dem Haus zu gehen) oder die Oberstufenschülerin mit dem Anti- Vermummungsverbot- Schal. Irgendwann trollten sie sich dann, teils empört und teilsverschämt, weil sie als einzige den Streik vergessen hatten.

Donnerstag, 1. März 2018

 

Urbansketching im Winter

 

Ich bin nun einmal ein Frostbeulchen. So weit unproblematisch, dafür gibt es heißen Tee, dicke Socken, kuschelige Decken und Männer, die gerne im Kaminfeuer stochern. Aber es ist ein schweres Handicap, wenn man gerne zum Skizzieren vor die Tür geht. Gerade hat es hier - 7° C, untermalt von einem richtig fiesen Wind. Ich gehe lediglich mit dem Hund vor die Tür, selbst zum Fotografieren ist es mir zu kalt. Was also tun?



Eine Möglichkeit ist die, einen besonderen Moment im Gedächtnis zu behalten und ihn zu Hause zu zeichnen. Das habe ich hier gemacht: diese entschlossene junge Frau habe ich morgens durch den Schnee stapfen sehen, weil der Bus nicht kam. Sie war vermummt wie ein Himalaya- Bergsteiger, ihr Karotuch flatterte im Wind. Ich fand ihre wütende Zielstrebigkeit imponierend.


Die andere Alternative sind Motive in Innenräumen. Ich mache das nicht so gerne, denn wenn man draußen schon eine Menge Zuschauer hat, dann werden die Leute drinnen noch neugieriger. Diesen jungen Mann habe ich im Centro in Oberhausen gesehen, als dort ein Pokémon-Go-Communitytreffen war. Ich habe ihn kurz skizziert und dann daheim richtig gezeichnet. Er saß da so allein und verloren in der Menge auf einem von diesen pseudowitzigen Piccachu- Sitzsäcken. Es ist deprimierend, wenn so viele Menschen direkt nebeneinander stehen und im Grunde dasselbe spielen, aber nicht einmal Blickkontakt zu ihrem Nachbarn aufnehmen.

Hoffentlich wird es bald wärmer, damit ich wieder richtig urban herumsketchen kann! 

Montag, 27. November 2017

Die kleine Rebellin

 


Am Freitag war Geigenvorspiel an der Musikschule. Meine Jüngere wirkte als Klavierbegleitung für eine Freundin mit, deswegen war ich überhaupt da. Alle Mädchen waren etwa im Alter von dreizehn bis fünfzehn, und alle sahen irgendwie sehr nett und sehr gleich aus. 
Nur ein Mädchen war da, das zaghaft den Aufstand probte. Sie hatte die Haare in einem Hipster- Jon- Schnee- Knoten zusammengebunden und ihr war es gelungen, ihren Eltern ein paar schwarze, vegane Dr. Martens- Stiefel mit gelben Schnürsenkeln abzuschwatzen. Ich fand sie einfach wunderbar!

Sonntag, 22. Oktober 2017

Sistaz

 


Jetzt sind wieder Herbstferien, das heißt, meine beiden Damen hängen zusammen daheim herum. Obwohl sie eigentlich sehr unterschiedlich sind, verstehen sie sich immer noch gut. 
Vor allem, wenn es darum geht, sich gegen ihre Eltern zu verbünden...


Mittwoch, 4. Oktober 2017

Gestern

 


Gestern habe ich am Rhein diese Familie gesehen. Sie machten einen Feiertagsausflug nach Zons. Man konnte deutlich sehen, wie wenig begeistert die Teenagertochter von der Aktion war. Die ganze Zeit, während ich auf die Fähre nach Urdenbach wartete und sie beobachtete, sprach sie nicht ein Wort mit ihren Eltern, sondern versuchte so viel Abstand wie möglich von ihnen zu halten.

Ich fühlte mich an meine Teenagerzeit erinnert; es ist wirklich manchmal die Hölle, Einzelkind zu sein.

Donnerstag, 28. September 2017

Urbansketching: Ende der Biergartenzeit

 



Ist es euch auch aufgefallen?

Die Biergärten räumen zusammen und die Cafés holen nach und nach die Tische und Stühle herein. Gestern hatte das Eiscafé in Solingen- Gräfrath schon geschlossen. An den Bäumen vor dem Kaffeehaus am Markt hängst zwar noch eine Lichterkette, aber die Sitzgelegenheiten sind bereits zur Hälfte verschwunden. 

Ich nehme an, die ganz Unermüdlichen schleppen bald die Heizpilze und Fleece- Decken nach draussen. 

Für die anderen beginnt der Winterdornröschenschlaf.


Freitag, 22. September 2017

Urbansketching

(...allerdings nicht so richtig "urban"!)


Schleiferei Wipperkotten, rückwärtige Seite

Chrysanthemen auf dem Bauernhof
Restaurant Friedrichsaue und Feld vom Gemüsebauern Schmidthaus

So gegen Ende der schönen Tage muß man jede Gelegenheit nutzen, um noch einmal vom Hof zu kommen. Gestern nachmittag passte alles: schönstes Altweibersommerwetter und sämtliche Nachmittagsverpflichtungen fielen aus. Also machte ich mich aus dem Staub, bevor irgendjemandem eine andere nützliche Beschäftigung für mich einfallen konnte. Ich schnappte mir Zeichenkram und Hund, um eine Runde um die Wupper zu drehen. 
Ich kam mir vor, als sei ich schon in Rente. 
Herrlich!


Dienstag, 9. Mai 2017

Urbansketching

Hotel Trafohaus,

Solingen- Gräfrath

 


Der Frühling lässt zwar immer noch ein wenig auf sich warten, aber 15 Grad in der Sonne heute nachmittag reichen völlig aus, um sich die Zeit, in der meine beiden Mädels Tennistraining haben, für eine kleine Skizze zu nutzen. Gräfrath ist ein Bilderbuchstadtteil von Solingen: hier gibt es Fachwerk, grüne Schlagläden und Kopfsteinpflaster satt. Die meisten Häuser werden von ihren Bewohnern liebevoll gehegt und gepflegt. Das tut dem Stadtteil gut, denn damit verkommt er nicht zum unbelebten Musuemsviertel.
Das hier ist das ehemalige Trafohaus. Gräfrath wurde erst 1901 an die Stromversorgung Solingens angeschlossen, der Transformatorenturm stammt aus der Mitte der zwanziger Jahre des 20. Jahrhunderts. Nachdem er nicht mehr benötigt wurde, übernahm ihn zunächst der Gräfrather Heimatverein. 1990 ging er in Privatbesitz über und wurde zum Wohnturm. Heute kann man ihn unter dem Namen "Hotel Trafohaus"  als Ferienwohnung mieten. Da er direkt an der Klostermauer und damit im Herzen des historischen Stadtkerns liegt, kann ich mir das sogar recht romantisch vorstellen.
Mir gefällt die an den Jugendstil der Wiener Sezession angelehnte Architektur. Wer würde heute schon ein so hübsches Nutzgebäude bauen? 

Sonntag, 2. April 2017

Urbansketching

Korkenziehertrasse, Wuppertal- Vohwinkel

 

Letzte Woche Dienstag war es endlich wieder so warm, dass man draussen zeichnen konnte. Ich gehöre nicht zu den Hartgesottenen, die mit Thermohose und Expeditionsjacke auf einem Campingstuhl sitzen können, während ihnen der Wind um die Ohren pfeift. Ich habe es gerne wohltemperiert. Die Zeichnung hier entstand an der Verlängerung der Korkenziehertrasse in Vohwinkel. Früher war das hier die direkte Bummelbahnverbindung zwischen Solingen und Wuppertal. Wegen des Höhenunterschiedes und der mangelhaften Motorenleistung des Bummelbähnchens schraubte sich die Bahnstrecke in Spiralen nach oben wie bei einem Korkenzieher, daher der Name. Die Strecke endete im Wuppertaler Stadtteil Vohwinkel, dem Anfangsbahnhof für die Schwebebahn. Natürlich war das Bummelbähnchen eines Tages unwirtschaftlich und wurde daher abgeschafft. Nach einigem Hin und Her kam anläßlich der Regionale dann die Umnutzung der alten Strecke zu einem heute viel genutzen Fahrradweg.
Während ich also da saß und vor mich hin aquarellierte, trainierte eine Rollstuhlfahrerin mit einem Liegerad, drei kleine Jungs verglichen großspurig ihre Fahrräder miteinander und fielen anschließend in die vertrockneten Brombeerranken, was wildes Wehklagen zur Folge hatte, ein hübscher afrikanischer Junge becircte zwei entzückte Teenagerinnen und ein paar mittelalte Jungs riskierten ihr Leben beim Longboard- Downhill. 
Ach ja, und ich lernte auch gleich wieder, was mich am warmen Wetter so richtig stört: mich biß eine Ameise in den Knöchel. Das juckt heute noch.

Freitag, 20. Januar 2017

Urbansketching

 

Frau am Fenster, Wupptertal- Vohwinkel, Januar 2017

Das Internet ist für mich eine immerwährende Quelle des Erstaunens. Es werden ständig neue Hypes erzeugt, und wahnsinnig häufig entpuppt sich der letzte heiße Sch... als ein ganz alte Kamelle. Der neuste Trend im künstlerischen Bereich ist Urbansketching. 
Das ist eigentlich nichts anderes als sich irgendwo ein interessantes Motiv in einer Stadt zu suchen und es zu zeichnen, also etwas, das ich im Architekturstudium vor fünfundzwanzig Jahren schon gemacht habe, um etwas über Proportionen bei Gebäuden zu lernen. Aus irgendeinem sich mir nicht erschließenden Grund ist diese Sache plötzlich im Hipsteruniversum angekommen. Auf Instagram gibt es zahlreiche Blogs dazu, es werden überall in Buchhhandlungen und Kunstläden Bücher zum Thema angeboten (in denen dem Leser erzählt wird, das sei total einfach, man müsse einfach nur damit anfangen) und in den Cafés der Städte hocken Menschen mit Skizzenblöcken stundenlang vor einem Latte und starren angestrengt aus dem Fenster.
Der Vorteil dieses Hypes ist, daß man zur Zeit richtig gute Materialien kaufen kann. Man bekommt mittlerweile auch in normalen Schreibwarenläden gute Skizzierstifte mit lichtechter Tusche, vernünftiges Papier und kleine Aquarellkästen zu genauso kleinem Preis, sogar mit diesen tollen Pinseln mit Wassertank. Die gab es vor fünfundzwanzig Jahren eher selten, man mußte immer eine Wasserflasche und einen Becher mitschleppen, wenn man mit Aquarell arbeiten wollte.
Eigentlich fände ich es schade, wenn dieser kleine Trend wieder verfliegen würde. Ich zeichne bei gutem Wetter gerne draußen. Allerdings mag ich es mittlerweile auch, wenn mich Leute dabei ansprechen. Sie fangen immer mit der Frage an: "Kann ich mal sehen?", und wenn man sich aufgeschlossen zeigt, erzählen sie einem ab und zu ihr ganzes Leben. Da sind tolle Geschichten dabei; manchmal lustig, manchmal traurig und manchmal einfach nur interessant. Früher konnte ich das nicht leiden, weil ich mir immer sicher war, daß meine Zeichnung Mist war und ich gar nicht wollte, dasß jemand sie sich ansieht. Das ist mir heute egal. Wenn die Zeichnung wirklich nicht funktioniert, dann sage ich das und schmeiße sie weg. Ein dickes Fell zu bekommen ist eine der wenigen positiven Altererscheinungen.
Also, wer Lust bekommt, im Sonnenschein herumzusitzen und den Künstler zu geben, jetzt ist die richtige Zeit dazu!