Mittwoch, 16. Mai 2018

Heute

Gleichgewicht

 


Eigentlich suche ich jeden Tag nach meinem Gleichgewicht. 
Ich glaube, das tut im Grunde jeder. 
Bei mir ist das eine sehr instabile Angelegenheit, ich versuche den ganzen Tag lang, meine innere Balance zu finden. 
Tja, und immer, wenn ich denke: Wow, jetzt habe ich es! geschieht etwas, dass ich wieder rausfliege.
Also fange ich wieder von vorne an.

Manchmal fällt mir das leichter als heute.

Sonntag, 13. Mai 2018

Urbansketching:

Der Blaumann

 


Dieser etwa sechzigjährige Mann arbeitet beim Metallbau nebenan. Er hat immer eine dieser weichgewaschenen mittelblauen Arbeitslatzhosen an, die an den Beinen zu kurz sind, weil der Bauch sie nach oben zieht. Dazu saubere, gebügelte Karohemden - im Sommer kurzärmelig- und knöchelhohe Arbeitsschuhe: fertig ist das tägliche Outfit. So jemanden gibt es in jedem Betrieb mit eigener Produktion, glaube ich. Wenn sie bei der Weihnachtsfeier etwas anderes tragen, erkennt man sie beinahe nicht.


Freitag, 4. Mai 2018

...lucky today*

Zeit vertrödeln im Bergischen Land


 * Ohrwurm des Tages: I'm feeling lucky, Ellen Once Again

Es ist Mai und jetzt beginnt sie, die Zeit der in der Woche herumlungernden Feiertage. Irgendwie ist immer ein Tag nicht da, wo er hingehört und man hat dauernd das Gefühl, es sei Montag. Vernünftig arbeiten kann man nicht, denn auch wenn man selbst pflichtbewußt seinen Arbeitsplatz besetzt, ist irgendwo anders jemand in Urlaub, den man jetzt dringend bräuchte. 
Und was macht der Werktätige dann? Hadert er mit seinem Schicksal? Wütet er gegen die mangelnde Produktivität? Begehrt er auf und rettet die Wirtschaft eben auf eigene Faust vor Schlunz und Müßiggang?

Apfelbaumblüten - Hach!

So ein Quatsch: Er gibt auf und erholt sich genau wie die anderen.
Wir gehen an einem solchen Tag gerne mit dem besten Hund von allen kurzwandern. Neulich haben wir im Nachbarstädtchen eine schönen Rundwanderweg entdeckt. Die Stadt Leichlingen weist diesen Weg als "Obstweg" aus. Er führt sozusagen einmal um Leichlingen herum, was jetzt unschöner klingt, als es ist, denn die Stadt besteht aus einem hübschen historischen Kern und sehr vielen, an den Hängen der Wupperberge verstreuten kleinen Ansiedlungen.

Quelle: Flyer Stadt Leichlingen, Obstweg

Den Beginn des Weges haben wir uns gespart, er führt vom zentralen Parkplatz aus der Altstadt heraus. Für Leute, die von weiter auswärts kommen oder den ganzen Tag verplanen wollen, ist er aber trotzdem zu empfehlen, weil es im Stadtinnern mit seinen schönen Fachwerkhäusern** sehr nette Restaurants gibt, die man auf dem Rückweg besuchen kann (oder auch vorher, um sich das leckere Essen anschließend wieder abzuwandern).

 ** Leichlingen war einmal Kulisse für eine Fernsehserie, in der einer der beiden Münchner Tatortkommissare einen Fahrlehrer darstellte. Schon während ich das schreibe, weiß ich wieder, warum die Serie kein Erfolg wurde.

Wegbegleiter

Der Obstweg ist gut ausgeschildert: immer schön dem Apfelsymbol folgen, dann kann nix schiefgehen. In der Mitte kann man auch abkürzen, das hängen sie jetzt nicht unbedingt an die große Glocke, die 9 km schafft man aber auch so ganz gut. Es geht ein bißchen bergauf und ein bißchen bergab, oben wird man mit Ausblicken bis an den Niederrhein oder auf den Kölner Dom belohnt.
Was mich ja begeistert: da stehen überall Info- Schilder! Ich liebe diese Dinger, denn ich bin von Haus aus Schlaumeier und lasse mir nur zu gerne den Kopf mit unnützem Wissen vollstopfen. 

Ich finde ja, dass manche Dinge auf Feldern etwas ausserirdisch aussehen!

Hier zum Beispiel wird alles, aber auch alles über den Obstanbau im Bergischen Land erzählt. Welche Bäume es angebaut werden; wie ein Apfelbaum überhaupt zum Apfelbaum wird; dass es Leute gibt, die sich Pommologen nennen und deren Aufgabe es ist, Apfelsorten zu klassifizieren; warum Streuobstwiesen wichtig für das ökologische Gleichgewicht sind; dass die Bauern im Bergischen nur deshalb auf Obst setzen mußten, weil das Erbrecht vorsah, dass jeder vom Hof was zu erben hatte, weswegen der Landbesitz immer kleiner wurde usw. usw. 
Und die Namen der Obstsorten! Die Köstliche von Charneux ist keine Figur aus einen Rokkokoroman, sondern eine Birnensorte aus Frankeich- wer sonst außer einem französischen Botaniker würde sich so einen wunderbaren Namen für eine Birne ausdenken? 

Auf dieser Wiese züchtet tatsächlich jemand Rehe; links daneben findet sich die Lautsprecherbox mit Fontane.

Man kann sich an einer Station "Herr Ribbeck" von Fontane vorlesen lassen, zumindest bis die Schafe auf der Weide nebenan gucken kommen, was man da so macht und ihren Kommentar mittels Blöken beisteuern möchten. An einem modernen Wohnhaus mit Architekturpreis kommt man auch vorbei, da scheiden sich dann die Geister über das, was heutzutage schön zu nennen ist und ob man denn da wohnen möchte und überhaupt... Einmal ist es leider unumgänglich, ein Stück an einer der Eingangsstraßen ins Bergische Land entlang zu gehen und sich mit zugehaltenen Ohren anzusehen, wer da alles mit Motorrädern und Cabrios durch die Landschaft krawallt. Danach gibt es aber wieder Vogelgezwitscher satt.

Birnenbaumblüte - Hach!


Alles in allem keine Sensationen, aber wer braucht die schon an einem von diesen geruhsamen Feiertagen im Mai.

(Mein Zoom- Objektiv von Canon ist zur Reparatur, deswegen habe ich das komische 50 mm Yashica- Objektiv  benutzt, das ich mal geschenkt bekommen habe. Das gibt diese verschwommenen Effekte: eigentlich ganz nett!)