Montag, 14. August 2017

documenta 14

 

Die Bücherakropolis vor dem Fridericianum im Regen

Alle 5 Jahre, Kassel, Kunst über Kunst, 100 Tage und danach so nie wieder: Das ist die Documenta.

Dieses Jahr hatte diese Mega- Ausstellung der modernen Kunst zum ersten Mal zwei Spielorte: Athen und Kassel (der Athener Teil ist mittlerweile geschlossen). Damit wollten die Macher zum einen "von Athen lernen", wie das Motto der Ausstellung lautet, und zum anderen einen Ausblick auf den mediterranen Raum mit seinen Verknüpfungen nach Afrika, dem Nahen Osten und Asien wagen.
Das ist nur teilweise gelungen.

Maske von Beau Dick, Documenta- Halle

Gemälde von El Hady Sy, Ausschnitt

Die griechischen Künstler, die hier vertreten sind, beschäftigen sich sehr häufig mit der Archivierung und Dokumentierung der eigenen Geschichte. Das ist für den Betrachter manchmal interessant und auch sehr lehrreich, wenn man sich die Zeit nimmt; wirklich berühren tut es einen nicht. Insgesamt fand ich es auffallend, dass der analytische Blick der europäischen Künstler auf Flüchtlingsschicksale, auf Vertreibung und Fremdheit irgendwie leblos bleibt. Wenn Kunst aufrütteln, den Finger in die gesellschaftlichen Wunden legen und zu Diskussionen anregen soll, dann scheint sie zur Zeit keine Mittel zu finden, das auch zu erreichen.

Gemälde von Stanley Whitney, Documenta- Halle
Maske von Beau Dick, Documenta- Halle

Aber die Afrikaner: wunderschöne, warme, emotionale Werke gibt es hier zu sehen! Es geht mir nicht nur um die Farbigkeit oder die verwendeten Materialien, der Blick der Künstler erscheint mir einfach unverstellter zu sein. Dabei behandeln sie genauso wichtige Themen wie ihre europäischen Kollegen. Aber ihre Art der Herangehensweise bringt sie dem Betrachter direkt näher. Einfach ansehen und sich inspirieren lassen!

Masken von Beau Dick, Documenta- Halle

Die Documenta- Ausstellungen verteilen sich über die ganze Stadt. Wir (meine beiden Mädels und ich) waren nur einen Tag dort, das reicht wirklich nur für einen kurzen Überblick. In den Kinos und Theater finden begleitende Events statt. Man kann einen Spaziergang mit einem Mitglied des sogenannten "Chores" machen, der mit den Teilnehmern nach Herzenslust über die Exponate diskutiert. Da den Machern der Documenta die Grenzen der Ausstellungskunst durchaus klar sind, gibt es zum Beispiel das Parlament der Körper, in dem sich verschiedene Künstler wie MusikerInnen, SchriftstellerInnen, Kritikerinnen einbringen können, um den Dialog zwischen den Disziplinen aufrecht zu erhalten.

Gemälde von El Hadj Sy, Bildausschitt, Documenta- Halle

Wer Kunst mag, sie vergöttern oder hemmungslos verdammen möchte, der ist hier gut aufgehoben.

Hinkommen: Wir sind mit dem Auto angereist, für uns Tagesausflügler war das die beste Methode. Da die Documenta im Zentrum von Kassel beginnt, kann man einen Parkplatz in den öffentlichen Parkhäusern zu normalen Innenstadttarifen ergattern, es gibt aber am Stadion Zur Aue auch einen P+R- Parkplatz, von dem aus man mit der Straßenbahn in die Stadt kommt. 
Preise: Die Karte für alle Ausstellung kostet für Erwachsene 22,00 Euro, ermäßigt 15,00 Euro. Familienkarten für 50,00 Euro gibt es auch. Das klingt erst einmal teuer, wenn man aber häufiger in Museen geht und die Tarife kennt, erscheint das dann doch fair. Vor den Ausstellungsorten stehen Garderobencontainer, denn Rucksäcke, Schirme und grosse Taschen dürfen nicht mit hinein genommen werden. Das ist ein bißchen umständlich, mir fällt allerdings auch keine bessere Lösung ein (ausser bei trockenem Wetter hinfahren und eine kleine Umhängetasche mitnehmen vielleicht).  
Essen: Es gibt in einigen Ausstellungsorten Caféterien, in den Aussenbereichen stehen Catering- Pavillons mit verschiedendsten Leckereien. Man kann aber auch in die Einkaufsstrasse ausweichen, da findet man Bäcker, Pizzerien und alles andere, was man so kennt.

So, und zum Schluss, damit sich doch der eine oder andere bis zum 17. September überlegt, noch hinzufahren: Das hier ist mein absolutes Lieblingsstück! Das ganze Werk ist bestimmt zehn Meter lang und etwa sechzig Zentimeter hoch. Die Künstlerin Britta Marakatt- Labba erzählt wie auf einem mittelalterlichen Bildteppich die Geschichte ihrer Familie, ihres Landes, der Jahreszeiten... das ist so wunderschön!











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